Ob in Gartenhäuschen, Laube, Garage oder auf dem Hausboden– mit dem Frühling zieht es viele Wildtiere in die Stadt. Denn hier gibt es genügend Nahrung und vielfältige Nistmöglichkeiten. Der Deutsche Jagdverband e.V. (DJV) gibt Rat, zum richtigen Umgang mit Waschbär und Co.
Dumpfe Geräusche vom Dachboden, zerrissene Müllsäcke, deren Inhalt auf dem Grundstück verteilt ist, sowie Kratzer an Türen und Fenstern der Gartenlaube? Wer war das? Was tun?
Ab März sind Waschbären auf der Suche nach einer neuen Behausung häufig in Siedlungen unterwegs. Dabei suchen Waschbären gezielt nach einem passenden Versteck, um ihre Jungen großzuziehen. Werden die kleinen Räuber fündig, ergeben sich unangenehme Umstände: Sie fallen gern über Obst und Gemüse her oder beschädigen Gebäude, wie etwa Dachstuhl und Regenrinnen. Hier hilft der Rat der Jäger:
Waschbären sind besonders in der Nacht unterwegs und besteigen mühelose Bäume, klettern an Hauswänden empor und erreichen über lockere Dachsteine den Hausboden. Undichte Stellen am Haus, wie Türklappen für Katzen und Hunde sowie geöffnete Fenster, werden von ihnen genutzt, um im Haus an Nahrung zu gelangen, Abfall zu durchwühlen und größeren Schaden zu verrichten. Somit sollten Zutrittsmöglichkeiten in der Nacht abgeschlossen und verriegelt werden.
Waschbären fressen nahezu alles, was sich ihnen bietet: Neben Speiseabfällen und pflanzlicher Kost bedienen sie sich auch gern beim Futter der Haustiere. Hunde- und Katzenfutter sollte deshalb – besonders über Nacht – nicht im Außenbereich stehen gelassen werden.
Durch sein niedliches und aufgewecktes Erscheinungsbild sehen ihn viele Menschen als Knuddelbären. Aber Vorsicht: Waschbären sollten weder gefüttert noch gestreichelt werden, da sie Wildtiere sind und wild bleiben sollen. Außerdem gilt: Ein Waschbär bleibt meist nicht lange allein. Unter Umständen erscheint er später in großer Zahl mit vielen Artgenossen. Das DJV-Video und die Informationsmaterialien zum Thema „Wildtiere in der Stadt“ geben umfassende Hinweise und Hilfen, wenn der Kleinbär zum Problemfall wird.
DJV-Video „Wildtiere in der Stadt“Vor mehr als 80 Jahren migrierte den Waschbär mit Hilfe des Menschen von Nordamerika nach Deutschland. Seitdem dehnt der kleine Einwanderer die Weiten seines Lebensraumes auf das ganze Bundesgebiet aus. Von Brandenburg bis Hessen bewohnt der Waschbär zahlreiche jagdliche Reviere. In Sachsen-Anhalt stieg die Bärenpopulation innerhalt von sieben Jahren um satte 41 Prozent.
Der Neuankömmling weist im Hinblick auf Nahrungs- und Umweltfaktoren eine äußerst hohe Anpassungsfähigkeit auf. Der Waschbär als invasive Art gliedert sich derart in das vorhandene ökologische System ein, dass freie Nischen besetzt oder einheimische Arten durch ihn verdrängt werden. Einen besonderen Problemfall liegt zudem in der Gefährdung der extrem selten geworden europäischen Sumpfschildkröte in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Neben dem Verzehr adulter Exemplare plündert der Waschbär die Brutgelege der Reptilien. Außerdem bedroht der Räuber in Thüringen die Existenz des Uhus, indem knapp 25 Prozent der möglichen Brutplätze in Felsennähe nicht mehr genutzt werden können.
Ist der Waschbär erst angekommen, helfen Behörden und Jäger mit Rat und Tat. Die Sumpfschildkröte und der Uhu brauchen menschliche Unterstützung.