Mecklenburg-Vorpommerns Jägerinnen und Jäger erwirtschaften 7,2 Millionen Euro mit heimischem Wild
Im Herbst und Winter ist für Jägerinnen und Jäger die Hauptjagdsaison. Sie liefern jetzt große Mengen heimischen Wilds an Händler und Verarbeiter – besonders an Weihnachten läuft das Geschäft mit Wildbret auf Hochtouren. Zu Beginn des neuen Jahres ist die Saison jedoch schnell wieder vorbei.
Wild-Händler Hellmut Jenß hat derzeit viel zu tun. Mecklenburg-Vorpommerns Jägerschaft geht bei ihm jetzt ein und aus. „Die Jägerinnen und Jäger machen gegenwärtig ordentlich Strecke. Da geht es bei uns jetzt richtig rund“, sagt der Inhaber von Jenß Wild-Handel in Ribnitz-Damgarten (Vorpommern-Rügen). Das Weihnachtsgeschäft ist für die Waidmänner und -frauen die Hauptsaison für ihr Wildbret.
Die Verarbeitung und der Handel mit Wild sind stark saisonabhängig. Drück- oder Gesellschaftsjagden, bei denen Jägerinnen und Jäger viel Wild erlegen, finden ab September statt. Mit der Saison 2013 ist Rostocks Kreisjägermeister Heinz Stegemann noch nicht zufrieden. „Es fehlt vor allem an Wildschweinen. Das Frühjahr war einfach zu kalt und lange Zeit auch zu nass. Da sind zahlreiche Frischlinge verendet“, erklärt er.
In der letzten „Rekord“-Jagdsaison von April 2010 bis März 2011 wurden in Mecklenburg-Vorpommern 64.000 Wildschweine erlegt. Sie ergaben ein Gesamtgewicht von 2,3 Millionen Kilogramm und einen Erlös von rund 3,4 Millionen Euro. Insgesamt wurden in dem Jagdjahr 7,2 Millionen Euro mit Wildbret in Mecklenburg-Vorpommern erwirtschaftet. Ein endgültiges Ergebnis für die diesjährige Saison gibt es erst im März, im April beginnt dann die neue Jagdsaison. Gesellschafts- und Drückjagden finden nur bis zum Ende eines jeden Jahres statt. Während des Hochwinters soll in Wald und Flur Ruhe einkehren. „Anschließend kauft ohnehin kaum jemand Wilderzeugnisse. Im Frühjahr und Sommer herrscht absolute Ebbe, erst im Spätherbst geht es wieder los“, sagt Rainer Pirzkall vom Landesjagdverband.
Rolf Strohmann ist Mitarbeiter des Unternehmens Trend Food in Strasburg (Landkreis Vorpommern-Greifswald). Er will es schaffen, dass Wildbret das ganze Jahr über Saison hat. In dem Unternehmen ist der Jäger für die Verarbeitung von Wild zuständig. „Wir haben gerade einen Liefervertrag über 300 Tonnen Wild aus Revieren des Landes- und Bundesforsts unterzeichnet. Wir wollen mit unseren Erzeugnissen das gesamte Jahr über am Markt präsent sein“, berichtet Strohmann.
Hellmut Jenß, der mit seinem Unternehmen für Wildbret zuletzt einen Umsatz von 2,5 Millionen Euro erwirtschaftete, konzentriert sich auf Bewährtes. In seinem familiengeführten Hofladen in Damgarten verkauft er neben Keulen, Brust und Rücken schmackhafte Wurstsorten. „Hirschschinken und Wildschweinsalami sind in diesem Jahr die Renner“, sagt Anke Jenß, Tochter des Firmenchefs Hellmut.
Jäger vertreiben die beliebtesten Stücke des Wilds wie Keule und Rücken häufig selbst an Freunde und Familie. Die übrigen Fleischteile verkaufen sie an Wildbret-Händler. Sie werden überwiegend zu Wurst verarbeitet. Um die Lücken zu schließen wird in Ribnitz-Damgarten importiertes Wild insbesondere aus Neuseeland und den USA verarbeitet. Es wird zu Gulasch oder Bratenteilen aufbereitet. Die Restaufbereitung des heimischen Wildes ist wesentlich aufwendiger und somit weniger wirtschaftlich. Auf das Wildbret aus deutschen Wäldern will Wild-Händler Jenß trotzdem nicht verzichten.
(dpa) Ribnitz-Damgarten