Ein fast perfekter Sonnenuntergang.

Alle 2 Minuten passiert ein Wildunfall mit Reh, Hirsch oder Wildschwein. Dann suchen Jägerinnen und Jäger mit Hunden verletzte Tiere. Für Autoversicherungen stellen sie Bescheinigungen aus. Damit es künftig weniger kracht, fördert die Jägerschaft die Erforschung von Ursachen und den Bau von Querungshilfen.

Nach einem Unfall mit einem Wildtier nimmt die Polizei den Unfall auf. Dann ruft sie die für das Revier zuständige Jägerin oder den zuständigen Jäger an - auch mitten in der Nacht. Diese stellen eine Wildunfallbescheinigung aus, entsorgen überfahrenes Wild oder suchen verletzte Wildtiere mit ausgebildeten Jagdhunden. Das machen Jägerinnen und Jäger freiwillig und ehrenamtlich. 

Mehr Autos, mehr Wildunfälle 

Im Vergleich zu 1975 hat sich die tägliche Verkehrsdichte auf deutschen Bundesstraßen um 60 Prozent und auf Autobahnen verdoppelt (BASt 2019, 17). Gleichzeitig hat sich die Zahl der Wildunfälle verfünffacht. Derzeit fahren auf deutschen Bundesstraßen 9.600 Fahrzeuge pro 24 Stunden und Straßenabschnitt und 51.200 auf Autobahnen. Expertinnen und Experten nennen die steigende Mobilität des Menschen als Hauptursache für die steigende Zahl von Wildunfällen. Das Forschungsprojekt „Überwindung von Barrieren – Wirkung von Barrieren auf Säuger und Reptilien“ hat beispielsweise gezeigt, dass ab einem Verkehrsaufkommen von etwa 10.000 Fahrzeugen pro 24 Stunden eine Straße selbst für große Arten wie Hirsche unüberwindbar ist. 

Verkehr ist Todesursache Nummer eins für seltene Arten

Um die 10 Prozent macht die Verkehrsmortalität an der Gesamtmortalität bei Hirschen und Rehen aus. Im Vergleich zu seltenen Arten ist dies ein geringer Wert: Der Verkehr ist mit bis zu 80 Prozent Haupt-Todesursache bei Wildkatzen. Beim Fischotter beträgt die Quote 70 Prozent, bei Luchs und Wolf je 50 Prozent. 

Eine Auswertung der bundesweiten Jagdstatistik zeigt: Nahezu jedes fünfte erfasste Reh lässt sein Leben auf der Straße - und wird gar nicht von Jägerinnen und Jägern erlegt. Bei den großen Säugetieren gehen durchschnittlich 85 Prozent der Wildunfälle zu Lasten des Rehs. Danach folgt das Wildschwein (10 Prozent) sowie Rot- und Damhirsch (3 Prozent).

Straßenränder sollten möglichst unattraktiv für Pflanzenfresser sein. Es gibt bereits getestete Saatmischungen mit Gräsern und Kräutern, die extrem bitter schmecken. Reh und Hirsch meiden diese. Hingegen wirken Sträucher wie Hartriegel, Haselnuss, Heckenrose oder Buche und Obstbäume wie Magnete. Für Autofahrer sollte das Sichtfeld am Straßenrand möglichst breit sein. Auch das hilft, Wildunfälle zu vermeiden.

Lebensräume wieder vernetzen 

Ein weiterer Schlüssel für weniger Wildunfälle liegt in der Wiedervernetzung der Lebensräume, damit Tiere wieder barrierefrei wandern können. Wie sich Querungshilfen optimal in die Landschaft einbauen lassen, zeigt das Projekt "Holsteiner Lebensraumkorridore". Im deutschen Straßennetz gibt es rund 100 prioritäre Konfliktstellen und 30.000 weitere. Das Bundesprogramm Wiedervernetzung soll Abhilfe schaffen. Jägerinnen und Jäger haben daran maßgeblich mitgewirkt.

 

Wissenschaftliche Quellen

BASt (Bundesanstalt für Straßenwesen) (2019): Verkehrsentwicklung auf Bundesfernstraßen 2019. Online im Internet unter https://bast.opus.hbz-nrw.de/opus45-bast/frontdoor/deliver/index/docId/2311/file/V323_Internet+PDF.pdf (05.02.2021).

BMU (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit) (2014): Das Bundesprogramm Wiedervernetzung. Online im Internet unter www.bmu.de/download/das-bundesprogramm-wiedervernetzung/ (05.02.2021).

BMU (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit) (2012): Bundesprogramm Wiedervernetzung. Online im Internet unter www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/StB/bundesprogramm-wiedervernetzung.pdf?__blob=publicationFile (05.02.2021).

BMU (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit) (2007): Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt. Online im Internet unter www.cbd.int/doc/world/de/de-nbsap-01-de.pdf (05.02.2021).